Gemeindegeschichte der Lutherkirche in Halle (Saale)

Die Luthergemeinde in Halle (Saale) hat eine bewegte und reiche Geschichte, die tief in die Entwicklung der Stadt und ihrer religiösen Gemeinschaften eingebettet ist.

Vor 1929

Die Geschichte der Luthergemeinde beginnt bereits vor dem Bau der Lutherkirche. Im Jahr 1921 wurde in der Kinderbewahranstalt in der Lauchstädter Straße 28 eine zweite Predigtstätte der Johannesgemeinde eingerichtet. 1925 wurde der Fasanenplatz für den Kirchenneubau freigegeben und das Baugelände 1926 von der Johannesgemeinde gekauft. Im Jahr 1927 wurde die Hilfspredigerstelle in der Lauchstädter Straße in eine 5. Pfarrstelle der Johannesgemeinde umgewandelt. Schließlich wurde am 10. November 1928, dem Geburtstag Martin Luthers, der Grundstein für die Lutherkirche gelegt.

1929 – 1939

Die Bauarbeiten schritten schnell voran, und bereits am 10. November 1929 wurde die Lutherkirche nach nur einjähriger Bauzeit eingeweiht. Pfarrer Oswald Roenneke und Johannes Hoppert prägten in dieser Zeit die Gemeinde. Es wurden verschiedene Vereinsgründungen initiiert, darunter der Frauenverein für Armen- und Krankenpflege, der Jungmännerverein und der Mädchenverein. 1931 erschien erstmals der „Lutherbote“ als Mitteilungsblatt der Gemeinde. Im Jahr 1933 wurde der Lutherbezirk zur selbständigen Gemeinde erhoben. Die Gemeinde durchlebte jedoch auch schwierige Zeiten, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus, als kirchliche Aktivitäten eingeschränkt und die Jugendgruppen in die Hitlerjugend überführt wurden.

1940 – 1949

Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen hinterließen tiefe Spuren in der Luthergemeinde. Viele Gemeindemitglieder fielen im Krieg oder wurden Opfer von Bombenangriffen. Die Kirche verlor drei ihrer Glocken und die Uhrschlagglocken als „Glockenopfer“. Der Kindergarten musste an die NSDAP übergeben werden, kehrte aber nach Kriegsende zur Gemeinde zurück. Trotz der widrigen Umstände nahm die Gemeinde zahlreiche Umsiedler auf und wuchs auf etwa 18.000 Mitglieder an.

1950 – 1969

Die Nachkriegszeit war geprägt von Wiederaufbau und Neuanfang. Unter den Pfarrern Dietrich Schreiner, Walther Korn und Gotthard Gahl wurden Renovierungen an der Kirche und der Orgel durchgeführt. Es wurden Gesprächskreise gebildet und Kontakte zur Partnergemeinde in Gießen geknüpft. 1953 fanden die ersten Gottesdienste in der Leuchtturmkapelle jenseits der Brücke statt, einer inzwischen abgerissenen Baracke. 1954 wurde ein Glockenfonds zum Wiederaufbau des Geläuts gegründet. Pfarrer Ulrich Behrend kam 1958 und diente bis 1967. Im selben Jahr wurde die Haynsburger Glocke eingeführt, gefolgt von einer neu gegossenen Glocke der Firma Schilling aus Apolda im Mai 1958.

1970 – 1989

In den 1970er und 1980er Jahren erlebte die Luthergemeinde unter den Pfarrern Ernst Biller, Manfred Wiefel und Marie Luise Lüdde eine Phase intensiver kirchlicher Aktivitäten und übergemeindlicher Veranstaltungen. Die Friedensdekade, die jährlich im November stattfand, wurde zu einem festen Bestandteil des Gemeindelebens. Trotz der kirchenfeindlichen Atmosphäre in der DDR blieben die Gemeindemitglieder engagiert und pflegten die Partnerschaft mit der Gemeinde in Gießen. 1971 übernahm Pfarrer Manfred Wiefel die Gemeinde und organisierte die Schülerarbeit. 1984 trat Pfarrer Eugen Manser seinen Dienst an und war bis zu seinem Wechsel zum Superintendenten in Halle im Jahr 1984 aktiv in der Jugendarbeit tätig. Ihm folgte 1986 Pfarrerin Elfriede Stauß, die bis 1994 blieb und einen regen Gesprächskreis führte.

1990 – 2009

Nach der Wende musste die Luthergemeinde mit finanziellen Herausforderungen und Stellenabbau umgehen. Die Pfarrer Regina Weihe und Dietmar Scheller führten die Gemeinde durch diese schwierige Zeit. Es wurde verstärkt auf ehrenamtliche Mitarbeit gesetzt und eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden „Gesundbrunnen“ und „Wörmlitz/Böllberg“ begonnen. 1992 wurde das Dach der Kirche neu gedeckt, finanziert durch zinslose Darlehen von Gemeindegliedern. Gäste aus Lojew nahe Tschernobyl wurden in Familien der Gemeinde untergebracht. Pfarrer Dietmar Scheller war von 1995 bis 1998 tätig. 1999 trat Pfarrerin Mechthild Lattorff ihren Dienst an und führte nach der Restaurierung der Kirche Ausstellungen Hallescher Künstler in der Kirche ein.

2010 – 2017

Unter der Leitung von Pfarrerin Mechthild Lattorff wurden weitere Restaurierungen und Modernisierungen durchgeführt. Die Lutherkirche erhielt neue Stühle, eine moderne Beleuchtungs- und Tontechnik sowie eine neue Innenausmalung in den Originalfarben. Die Rühlmann-Orgel wurde in mehreren Bauabschnitten umfassend saniert und erklingt nun wieder in voller Pracht. Die Sanierung des Glockenstuhls und die Verbesserung der Heizungsanlage sind weitere Projekte, die in Angriff genommen wurden, um die Kirche für die Zukunft zu rüsten.

seit 2017

Am 1. Dezember 2017 übernahm Pfarrer Olaf Wisch die halbe Pfarrstelle, seine Einführung fand am 17. Dezember 2017 statt.